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Fatebug - Tödliches Netzwerk 126

 

126.

 

 

 

Abwarten war auch wieder für die Ermittler angesagt. Bis auf die Truppe, deren Aufgabe es war, die potentiellen Ziele des Mörders in der Umgebung des Vans zu identifizieren. Doch selbst wenn sie sich auf die nähere Umgebung konzentrierten, blieben es weit über hundert Personen, die dort wohnhaft gemeldet waren. Die Prüfung eines jeden Einzelnen an sich war schon aufwendig. Man musste im Internet über den Namen recherchieren, versuchen herauszubekommen, ob die Person ein Fatelogprofil hatte und wenn ja, es auf Inhalte untersuchen, die für den Täter interessant waren.

 

Die meisten Mitglieder der Sonderkommission hatten sich in Meckenheim versammelt. Hauptkommissarin Garber und ihre Kollegen Faber, Warnecke und Strecker warteten in dem Besprechungsraum. Alle waren übermüdet, hatten seit über 24 Stunden nicht mehr geschlafen, selbst Unmengen von Kaffee halfen kaum mehr.

 

Insbesondere Hauptkommissar Fabers Nerven waren zum Zerreißen angespannt, er hatte das Kommando, er hatte die Verantwortung.

 

Marten, wie lange dauert das denn noch?“, rief er, nachdem ihm ein Blick auf die Uhr gezeigt hatte, dass es schon weit nach 11:00 Uhr war.

 

Keine Ahnung. Wir machen so schnell wir können“, war die frustrierende Antwort.

 

Hilflos blickte er sich im Kreise seiner Kollegen um.

 

Wir könnten eine Lautsprecherdurchsage machen“, schlug Hauptkommissarin Garber vor. „Das würde ihn aufschrecken und gegebenenfalls warnen und seine Chance zu entkommen, erhöhen. Aber wir wissen ja wen wir suchen. Entscheidender ist, dass er dann vielleicht von seinem Opfer ablässt“.

 

Oder er beeilt sich noch mehr“, machte Strecker eventuell aufkommenden Optimismus sofort wieder zunichte.

 

Doch nur wenige Sekunden später rief Kommissar Marten erlösenden Worte: „Ich glaube, wir haben hier was!“.

 

Alle liefen zu ihm hinüber und versammelten sich hinter ihm, so daß sie einen Blick auf seinen Bildschirm werfen konnten.

 

Michael Kleefisch, wohnt Graefestraße 26. Ein aufstrebender Politiker am rechten Rand des Parteienspektrums. Sein Fatelogauftritt ist voll mit Inhalten, die unserem Mann nicht gefallen dürften. Wir haben zwar bisher nicht herausfinden können, ob es zu seinen Postings korrelierende Todesfälle gibt, aber ansonsten hat er alles, was ihn für Fatebug attraktiv machen könnte.“

 

Wo wohnt er genau?“, wollte Faber wissen. „In welchem Stock?“.

 

Kann ich von hier nicht feststellen“, antwortete Marten.

 

Hauptkommissar Faber griff wieder zum Telefon, wählte er die Nummer der Kollegen, die den Einsatz in Berlin vor Ort koordinierten. Er wäre viel lieber selbst vor Ort gewesen, hätte sich liebend gerne ein persönliches, authentisches Bild von der Lage gemacht. „Wir haben eine Person bzw. Wohnung als wahrscheinliches Ziel identifiziert. Im Haus Nr. 26, der Bewohner heißt Kleefisch, Michael Kleefisch“

 

Der Kleefisch, der rechte Hetzer“ unterbrach ihn der Berliner Kollege.

 

Das spielt im Moment keine Rolle“, antwortete Faber scharf. „Hören Sie zu. Bekommen Sie unauffällig heraus, in welchem Stock die Wohnung ist. Schicken Sie jemanden an die Haustür, damit er sich das Klingelschild ansieht. Und fragen Sie Nachbarn. Aber vorsichtig. Wir wollen nicht bemerkt werden, noch nicht. Melden Sie sich, sobald sie ein Ergebnis haben“. Dann legte er auf.

 

Sie müssen stürmen lassen“, sagte Hauptkommissar Strecker. „Er ist jetzt seit über 90 Minuten mit seinem Opfer allein. Was meinen sie, was die beiden machen? Wenn wir diesen Kleefisch retten wollen, muss er sofort befreit werden.“

 

Wir wissen doch gar nicht, ob er in der Wohnung ist“, verteidigte Faber sein Zögern.

 

Ich versuche mal, das rauszukriegen“ bot Kommissar Marten an. Bevor er erklären konnte, wie er das anstellen wollte, klingelte bereits wieder das Telefon.

 

Faber nahm das Gespräch an, murmelte einige Worte, nickte dazu mit dem Kopf. Dann wandte er sich an die Kollegen. „Er wohnt im dritten Stock.“

 

Rücken Sie mit dem SEK vor in den Hausflur. Vielleicht ist einer der Mieter im Erdgeschoss zu Hause und macht ihnen auf. Ansonsten müssen sie sehen, wie sie dort ungehört reinkommen. Melden Sie sich, wenn das SEK im Haus ist.

 

Er ist zu Hause“, bemerkte Kommissar Marten. „Zumindest sein Handy ist in der Funkzelle der Graefestraße eingeloggt. Wir haben die Handynummer von Kleefisch rausbekommen. Und gerade habe ich den Provider prüfen lassen, wo das Handy ist. Gott sei Dank, war es nicht abgeschaltet“.

 

Hauptkommissar Faber blickte noch einmal in die Runde. Hauptkommissar Strecker nickte, worauf Faber zum Telefon griff und wieder Berlin anwählte.

 

Zugriff. Aber wir wollen ihn möglichst lebend. Nein, das SEK soll sofort eingreifen. Ich bleibe in der Leitung. Halten Sie uns auf dem Laufenden“.

 

Dann hieß es wieder: Warten.