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„Sie haben ihn“, informierte Hauptkommissar Faber seine Kollegen. Er hatte den Hörer mit dem Anrufer aus Berlin noch am Ohr. „Sie bringen ihn gerade auf das Berliner Präsidium“.
„Lassen sie ihn gut bewachen. Schützen Sie ihn, auch vor sich selbst. Ich informiere die Bundesanwaltschaft. Vermutlich bekommen Sie noch im Verlauf des Tages Besuch. Bitte sehen Sie bis dahin von Verhören ab. Und selbstverständlich müssen wir gegenüber der Presse noch Stillschweigen bewahren. Wir können uns keine Fehler erlauben, der Fall hat zu viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit“, erläuterte Faber seinem Gesprächspartner.
„Das ist kein Fehler. Aber wir werden es trotzdem so machen, wie sie vorgeschlagen haben“, antwortete der Leiter des Einsatzes in Berlin.
„Was ist mit Kleefisch?“, fragte Faber anschließend.
„Das wissen wir noch nicht. Der Notarzt ist noch oben bei ihm. Kleefisch ist offenbar schwer verletzt. Mehr kann ich noch nicht sagen“.
„Danke. Ich melde mich wieder“, beendete Faber das Gespräch.
Dann wählte er die Nummer von Frau Dr. Meinhoff. Er meldete sich sobald sie das Gespräch angenommen hatte und sagte: „Wir haben ihn. Nein, die Kollegen in Berlin sind sich sicher. Sie haben ihn sozusagen auf frischer Tat ertappt. Das Opfer ist Michael Kleefisch“.
„Ja, genau der“, fuhr Faber nach einer kurzen Pause fort. „Wie es ihm geht, ob er überhaupt durchkommt, wissen wir noch nicht. Der Täter wird gerade in das Berliner Präsidium gebracht. Ich habe angeordnet, dass er gut bewacht wird. Soll ich wegen der Vernehmung nach Berlin?“. Damit brach er abrupt ab, offenbar hatte die Bundesanwältin ihn unterbrochen.
„Ja, mache ich mir auch“, fuhr er nach kurzer Pause fort. „Dann mache ich mich gleich auf den Weg nach Karlsruhe“.
„Marten“, wandte sich Faber wieder an die Umstehenden. „Bitte rufen Sie doch schnell das Team zusammen“.
Die Wartezeit überbrückte er, um kurz zu Hause anzurufen und seine Frau zu bitten, ihm die Reisetasche zu packen, da er noch im Laufe des Tages nach Karlsruhe fahren und voraussichtlich 2-3 Tage dort bleiben würde.
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, wandte er sich dann an die Teammitglieder im überfüllten Besprechungsraum. Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, wurde ein dringend der Tat Verdächtiger heute in Berlin verhaftet. Wir können davon ausgehen, dass der Täter gefasst, die Arbeit dieser Sonderkommission also wahrscheinlich beendet ist. Dies ist vornehmlich euer Erfolg, dafür möchte ich mich, auch im Namen der Staatsanwaltschaft herzlich bedanken. Und das Schönste ist, sie können jetzt nach Hause gehen, zumindest eine längere Pause machen. Der Kollege Marten und seine Truppe bleiben bitte noch hier, die anderen können nach Hause und sich morgen wieder auf ihrem normalen Dienststellen melden“.
Mit einem nochmaligen Dank entließ er die Beamten in ihren wohlverdienten Feierabend.
„Das war es dann wohl“, wandte sich Strecker an Frau Garber.
„Ja, das war´s“, antwortete sie. „Und ich bin froh, aus vielerlei Gründen“, ergänzte sie mit einem ironischen Lächeln in Streckers Richtung. „Ich denke ihre Kollegen in Köln freuen sich schon auf sie“.
„Und wie“, sagte er mit einem Lächeln, drehte sich um und verschwand durch die Tür.